Feuerwehr im Gespräch: Drei Fragen an…

Im Rahmen der Podiumsdiskussion „Feuerwehr im Gespräch“ beantworteten eine Bürgermeisterin sowie drei Bürgermeister aus dem Rhein-Sieg-Kreis die Fragen des Verbandes. Hier gibt es alle Antworten.

Alexandra Gauß

Bürgermeisterin Gemeinde Windeck

Wie muss sich die Feuerwehr auf die veränderten Klimabedingungen einstellen?

Die sich verändernden Klimabedingungen bringen extreme Wetterereignisse – Stürme, zuviel oder zu wenig Wasser, Hitzewellen – und damit neue Gefahrenlagen für unsere Gemeinschaft. Wald- und Flächenbrände, Überschwemmungen und Sturmschäden werden weiterhin zunehmen und die Feuerwehr leistet Hilfe. Diese geht weit über die traditionelle Brandbekämpfung hinaus, mit der die Bürger im Allgemeinen die Feuerwehr verbinden. In diesem Zusammenhang muss die Ausrüstung der Feuerwehren überdacht und angepasst werden. Dies ist ein stetiger Prozess, den wir seit 2020 in Windeck gehen und auch mit den notwendigen Haushaltsmitteln unterlegen. Großübungen wie die „Waldbrand-Übung“ des Kreises in Windeck sind wichtig und zeigen Stärken und Schwächen in Abläufen oder örtlichen Gegebenheiten auf. Dies löst zum Teil Konflikte und Diskussionen aus, die unangenehm sind, aber m.E. zu einem Ergebnis pro Bevölkerungsschutz führen müssen. Stichwort: Löschteiche im Wald.

Wie denken Sie über die Einbindung von Spontanhelfern bei solchen Extremereignissen wie im Juli 2021?

Über die Begrifflichkeit „Spontanhelfer“ muss ich einmal nachdenken, denn Hilfestellung ist zum Glück ein menschliches Verhalten und begrüßenswert. Wenn aus Hilfe Schaulust wird und den Rettungskräften behindert werden, haben wir eine andere Bewertungslage. Bei Katastrophen wie dem Ahrtal sollten Helfende Hände im besten Fall zeitnah koordiniert werden und damit die Hilfeleistung vor Ort zielgenauer ankommt. Wir haben bei uns in der Gemeinde gute Erfahrung mit der Einbindung von Helfern im Vorgriff auf ein Extremereignis. Mit lokalen Unternehmen und Landwirten ist abgesprochen im Brandfall die Feuerwehr bei der Löschwasserversorgung in den Höhenlagen / Waldgebieten der Gemeinde mit ihren Tankbehältern zu unterstützen. Dies hat uns im Ernstfall letztes Jahr wesentlich geholfen. Der Begriff „Spontanhelfer“ sollte positiv gedacht werden.

Wie kann die Politik das Ehrenamt weiter unterstützen und stärken?

Im Windecker Gemeinderat hatten wir einen Arbeitskreis „Feuerwehr“ in dem Feuerwehr, Verwaltung und Politik den Brandschutzbedarfsplan samt Anschaffungen und die Bauvorhaben der Gerätehäuser besprochen haben. Die Gründung einer Kinderfeuerwehr wurde unterstützt. Windeck ist die einzige überschuldete Gemeinde im Rhein-Sieg Kreis und damit müssen wir Schwerpunkte setzen. In meiner bisherigen Amtszeit sind diese „Kinder und Feuerwehr“. Wer für seine Mitbürger ehrenamtlich die Aufgaben „Retten, Löschen, Bergen, Schützen“ übernimmt, muss gut ausgerüstet werden. Klar gibt es Kampagnen pro Ehrenamt, auch wir haben die Ehrenamtskarte NRW eingeführt. Kommunale Politik und Verwaltung können die Hardware verbessern, die Software ist allerdings eine zutiefst persönliche Entscheidung. Bin ich bereit in die Freiwillige Feuerwehr einzutreten ein so herausforderndes und zeitintensives Ehrenamt auszuüben?
Im Rhein-Sieg-Kreis können wir alle dankbar sein, dass es Menschen gibt, die Verantwortung übernehmen wollen. Wir haben eine gute Jugendarbeit und starke Kameradschaft in den Löschzügen. Respekt!

Max Leitterstorf

Bürgermeister Stadt Sankt Augustin

Wie muss sich die Feuerwehr auf die veränderten Klimabedingungen einstellen?

Der erste Schritt ist immer – genau wie am 1. September – dass alle Beteiligten auf Basis der harten Fakten realisieren, dass auch konkret bei uns vor Ort ein durchschnittlicher Sommer der letzten Jahre über 2 Grad Celsius wärmer ist als ein durchschnittlicher Sommer vor 10-20 Jahren. Analog ist eine Veränderung beim Niederschlag bzw. der Trockenheit festzuhalten. Auf dieser Basis ist allen beteiligten Personen klar, dass die Wahrscheinlichkeit von insbesondere Waldbränden und Starkregenereignissen zugenommen hat und weiter zunimmt.
In Sankt Augustin gibt es einen breiten Konsens von Stadtverwaltung und Politik, dass wir unsere Freiwillige Feuerwehr mit den notwendigen Ausrüstungsgegenständen ausstatten möchten. So haben wir in Sankt Augustin rund um die Themen Waldbrand und Starkregen u.a. das Folgende bereits angeschafft: ein Fahrzeug zur Waldbrand-Bekämpfung (ATV), ein weiteres ATV mit einem Hochwasserschutzsystem für Hochwasser oder Starkregenereignisse und eine Sandsackfüllmaschine mit 10.000 Sandsäcken, sowie zwei Drohnen, die u.a. in 2021 an der Steinbachtalsperre eingesetzt wurden.

Wie denken Sie über die Einbindung von Spontanhelfern bei solchen Extremereignissen wie im Juli 2021?

Spontanhelfer können bei extremen Ereignissen durchaus einen wichtigen Beitrag leisten, aber es gilt, die gut gemeinten Hilfsangebote auch gut zu koordinieren.

Wie kann die Politik das Ehrenamt weiter unterstützen und stärken?

Ich sehe es als eine meiner wichtigsten Aufgaben als Bürgermeister an, den Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr stets meine volle Unterstützung zu zeigen. Den Worten der Unterstützung lassen wir in Sankt Augustin aber auch konkrete Taten folgen, wenn es z.B. gilt, trotz knapper Kassen die notwendige Ausstattung und Ausbildung zu finanzieren. Ich bin froh und stolz, dass diese Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr in Sankt Augustin eine Selbstverständlichkeit ist.

Mario Dahm

Bürgermeister Stadt Hennef

Wie muss sich die Feuerwehr auf die veränderten Klimabedingungen einstellen?

Wir haben eben von vielen Phänomen gehört und es muss richtige Pläne geben. Hier in Hennef haben wir Schwierigkeiten Löschwasser zu bekommen. Die ausrangierten Milchtanker sind Gold wert. Es wird immer zentraler, gerade bei neuen Bebauungsplänen zu schauen, wie ist da die Löschwasserversorgung. Wir haben eine Starkregengefahrenkarte erstellt, was im Extremfall passieren könnte. Zudem haben wir das Warnsirenennetz ausgebaut, was wir früher so nicht hatten.

Wie denken Sie über die Einbindung von Spontanhelfern bei solchen Extremereignissen wie im Juli 2021?

Es ist sehr schwierig koordiniert hinzubekommen. Im Ahrtal waren die Helfer sehr wertvoll. Es hat die Strukturen ergänzt und ersetzt. Aber es ist auch sehr chaosanfällig. Viel guter Wille – vieles haben die Helfer gemacht.

Wie kann die Politik das Ehrenamt weiter unterstützen und stärken?

Erst einmal entsprechende Voraussetzungen schaffen im Hinblick auf Ausrüstung und Ausbildung. Es gibt noch eine Menge zu tun. Vor allem um Anerkennung und das Werben für Respekt. Es gibt eben nicht nur Geschichten in Berlin oder bei der Feuerwehr und es geht allgemein um den gesellschaftlichen Respekt überall. Wir planen in Hennef einen Blaulichttag in den Schulen durchzuführen. Wir wollen dabei die Schüler informieren und für das haupt-/ ehrenamtliche Engagement gewinnen.

Rainer Viehof

Bürgermeister Gemeinde Eitorf

Wie muss sich die Feuerwehr auf die veränderten Klimabedingungen einstellen?

Gerade im Bereich erhöhter Temperaturen und Wassermangel bei Waldbränden müssen wir die Ausrüstung entsprechend anpassen und die Ausbildung forcieren. Wir müssen bei der Branderkennung etwas tun und gleichzeitig Feuerwehren darauf einstellen. Die Kleidung muss leichter sein, Fahrzeuge gesichert und die Wasserversorgung im Wald gegeben sein. Diese Bereiche müssen mit Konzepten gefüllt und überlegt werden.

Wie denken Sie über die Einbindung von Spontanhelfern bei solchen Extremereignissen wie im Juli 2021?

Ich denke, es ist eine ganz wichtige Sache in vielen Bereichen. Wenn die Feuerwehrkräfte oder allgemein geschulte Kräfte im Backoffice benötigt werden, fehlen Helfer im direkten Geschehen. Allerdings ist das nicht nur positiv zu sehen. Einmal jährlich müssten auch diese Helfer ein Update erfahren. Und vielleicht haben sie irgendwann selbst Spaß daran, um mitzumachen.

Wie kann die Politik das Ehrenamt weiter unterstützen und stärken?

Wir sind dabei die Rahmenbedingungen in Bezug auf die Tagesbereitschaft anzupassen innerhalb der Kommune. D.h. die Ausbildung in die Tageszeit zu legen, die Aufwandsentschädigung so anzusetzen, dass sie Akzeptanz findet. Ausstattung, Ausrüstung und Ausbildung haben einen hohen Stellenwert. Wir haben Erfahrungen beim Brandlehrgang in Portugal gesammelt. Weitere Maßnahmen müssen wir mit der Wehrleitung abstimmen. Wir können helfen und Wissen mitnehmen.