Leitung:BOI Prof. Dr. Lucia Wickert 
Mitgliederzahl:ca. 50 Feuerwehrleute (m/w)
Art der Alarmierung:über die Leitstelle des Rhein-Sieg-Kreises
Hauptaufgaben:Gefahrenabwehr, Sicherung der Einsatzstelle, Nachweis luftgetragener Schadstoffe, Nachweis ionisierender Strahlung, Probennahme, Beratung der Einsatzleitung
Fuhrpark / Gerätschaften:2 GW-Mess, 1 Messgruppe mit ABC-Erkunder, 4 Messgruppen mit Kfz, 2 ELW zur Führungsunterstützung, 1 mobile Wache

Aufgaben

Die Messgruppen im Rhein-Sieg-Kreis sind spezialisiert auf gefährliche Stoffe und Güter, deren Hauptaufgabe darin besteht, bei Großbränden, Schadstoff-Freisetzungen oder Gefahrstoff-Transportunfällen den Bereich der Einsatzstelle sowie die Umgebungsatmosphäre in den gefährdeten Wohngebieten auf gefährliche Schadstoffkonzentrationen zu untersuchen.

Gemäß der AAO treffen sich die Messleitung und die Messgruppen im vorgesehenen Bereitstellungsraum. Die von den Messgruppen bereits auf der Anfahrt ausgefüllte Meldekarte erleichtert der Messleitung die schnelle Erfassung der Messeinheiten.

Kaum ein Betätigungsfeld ist so dynamisch wie der ABC- und Dekontaminationsbereich. Neue Gesetze, Verordnungen und Grenzwerte der EU, des Bundes und der Länder bedürfen einer ständigen Überprüfung und gegebenenfalls Nachjustierung der Handlungsprozesse im ABC- und Mess-Einsatz und erfordert eine entsprechend gute Ausstattung und Ausbildung.

Wurden die Messgruppen früher von Bürgern und Kollegen noch ein wenig kritisch beäugt, so sind sie heutzutage fester Bestandteil in vielen Alarm- und Ausrückeordnungen (im Rhein-Sieg-Kreis mit Mess 1, Mess 2 und Mess 3) und werden zur Gefahrenabwehr, zur Sicherung der Einsatzstelle, zur Probennahme und zum Nachweis einer erfolgreichen Dekontamination eingesetzt.

Wir über uns

Aktuell sind ca. 45 Feuerwehrleute (Sb) in der Messgruppe des Rhein-Sieg-Kreises aktiv.

Die Leitung hat Brandoberinspektorin Prof. Dr. Lucia Wickert. Die Leiterin der Messgruppen des Rhein-Sieg-Kreises ist ebenfalls als ABC-Fachberaterin tätig.

In den einzelnen Gruppen wird regelmäßig geübt. Überdies treffen sich die Messgruppen des Rhein-Sieg-Kreises zweimal im Jahr zum Informationsaustausch und gemeinsamen Üben.

Bei den Übungen werden immer neue Aufgaben gestellt, um die Handhabung mit den speziellen Gerätschaften zu erlernen und zu vertiefen.

Zur Übung wird sich bei einer der beteiligten Messgruppen getroffen. Übungsbeispiele teils mit der Messleitung Bonn:

KönigswinterÜbungslage: Gelände DB b. Umfüllen Stofffreisetzung
TroisdorfMesstaktik, neue Grenzwerte
SwisttalÜbungslage: Biogasanlage Hof A.
TroisdorfErklärungen zum Messkonzept NRW 
SiegburgArbeit der Messleitung – Bedeutung der Grenzwerte
WindeckÜbungslage: 60t Kesselwagen mit UN 3129 leckgeschlagen
Neunkirchen-SeelscheidVortrag: Dekon-V; Übung: Messen in Schächten, Chlorgasfreisetzung
BonnÜbung: Ü-Messen 2, Kommunikation und Darstellung, UN 3079
BornheimÜbungslage: Brand Shell Wesseling
TroisdorfMessgerätestationen mit Aufgaben zur Desinfektion und zum Strahlenschutz

Ausbildung

Messgruppen und insbesondere die Messleitung sollten durch gut ausgebildetes Personal besetzt sein. Eine umfangreiche Aus- und regelmäßige Fortbildung sind hier unerlässlich, so dass die Qualifikationen für die einzelnen Messaufgaben angestrebt werden. Eine ABC-Grundausbildung mit entsprechenden Messgeräten und Einsatzszenarien ist für alle Beteiligten erstrebenswert. Die einzelnen Messgruppen des Kreisgebietes üben ihrerseits zusätzlich zum Feuerwehrdienst mehrfach im Jahr den Umgang mit ihren Messgeräten und Schutzanzügen.

BezeichnungAufgabeAusbildung
Abschnittsleiter Messen         Leitung EA, Planung  FIV / BIV / ABC II / Führen ABC / Seminar Messleitung  
Fachberater  Beratung EL, Unterstützung der Planung, Bewertung der Messergebnisse      Studium der Biologie, Chemie, Physik; Kenntnisse über Feuerwehr
und Messtechnik; Vorteilhaft wäre eine feuerwehrtechnische Ausbildung
Lagekartenführer  Lagekarte  FIII / BIII / AB II / Führen ABC Seminar Messleitung  
Einsatztagebuchführer  Tagebuch  FII / BIII / ABC I  
Nachschlagewerke  Stoffinfo  FIII / BIII / ABC I   
Sprechfunker 1 + 2  Funk zu Messgruppen vor Ort,
Melder zbV
FII / BII / Funker  
Messeinheitsführer  Messung vor Ort  FIII / BIII / ABC I   
Messtrupps  Messung vor Ort  FII / BII / Umgang mit den Messgeräten  

Ausstattung

Fahrzeuge und Gerätschaften

Den Messgruppen stehen je nach Ausstattung Prüfröhrchen, pH-Papier oder pH-Elektrode, Ex-Warngerät, Möglichkeiten zur Probennahme, Thermometer, Kontaminationsnachweisgeräte, Dosisleistungsmessgeräte sowie Geräte für die persönliche Schutzausrüstung beim A-Einsatz zur Verfügung. Der ABC-Erkunder ergänzt das Spektrum der Mess- und Nachweismöglichkeiten um ein PID (Photoionisationsdetektor), ein IMS (Ionenmobilitätsspektrometer), eine NBR-Sonde, ein FH 40G, den MER-2 Koffer sowie zwei Probennahme-Rucksäcke für A, B und C-Probennahme.

Die meisten Messaufträge betreffen den AC-Bereich, da es für die Freisetzung von B-Gefahrstoffen noch keine hinreichend genaue Vor-Ort-Analytik gibt. Dennoch ist durch die Messgruppen eine qualifizierte B-Probennahme möglich.

Messgeräte wie z.B. das Dosisleistungsmessgerät oder das Kontaminationsnachweisgerät dienen zum Nachweis von Radioaktivität.

Die pH-Wert-Messung gibt Aufschluss über die Anwesenheit von Säuren oder Basen in Flüssigkeiten oder Dämpfen. Mittels Kurzzeitprüfröhrchen, die ihren Ursprung im Arbeitsschutz haben, kann die Anwesenheit von Gasen, z.B. Brandgasen in der Umgebungsluft nachgewiesen werden.

Messtechnik-Gerätewagen

Zwei je 4,6 Tonnen schwere Mercedes-Benz-Sprinter vervollständigen das Einsatzkonzept „Gefahrstoffmessung“. Im Juni 2018 wurden die beiden neuen Fahrzeuge an die Feuerwehrleute übergeben und ersetzen ihre Vorgänger (Baujahr 1986). Mit den Gerätewagen können mögliche Gefahren noch besser identifiziert werden und sie sorgen für eine entsprechende Vorgehensweise der Einheitskräfte. Die Vielfalt der integrierten Messgeräte ermöglicht die qualifizierte Analyse von Gefahrstoffen; über die Bestimmung der jeweiligen Konzentration lassen sich mögliche Gesundheitsgefährdungen für die Bevölkerung bewerten. Zu den technischen Details der Fahrzeuge gehören: Mehrgasmessgeräte und ein Photoionisations-Detektor (PID) zur Erkennung der Gefahrstoffe und Ermittlung von Stoffkonzentrationen. Der PID, wie er von Fachleuten genannt wird, kann bis zu 450 Gase in der Luft nachweisen. Außerdem sind Geräte zur Messung von Gamma- und Röntgenstrahlen sowie Beta-Kontaminationen integriert. Damit auch im Gefahrenbereich Messungen erfolgen können, haben die Gerätewagen Schutzkleidung für die Besatzung mit dabei. Neben der umfangreichen Messtechnik bietet ein integrierter Arbeitsplatz die Möglichkeit zur Gefahrstoff-Recherche.

Einsätze

Durch ihre speziellen Messgeräte und Ausbildung werden die Messeinheiten auch oft zu Einsätzen alarmiert, die in Presse und Medien publiziert werden.

Beispiel-Einsätze aus den Jahren 2014 bis 2019:

2014

2014: Chlorgasfreisetzung Evonik, Niederkassel

2014: Brand Kindergarten, Hennef

2014: Gefahrgutaustritt Transportunternehmen, Bornheim-Sechtem

2015

2015: Galvanik, Meckenheim

2015: Wasserrückhaltebecken mit unklarer Flüssigkeit, A3 Lohmar

2015: Feuer Rheinland Raffinerie Shell, Wesseling

2015: Galvanik, Industriepark Kottenforst

2016

2016: Säureangriff Berufsschule Troisdorf

2016: Huber Druckfarben, Troisdorf

2016: Strahleneinsatz Krankenhaus Troisdorf

2016: Unklarer Geruch Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Sankt Augustin

2017

2017: Munitionsfund, Hennef

2017: Unklarer Geruch, Niederkassel

2017: Unklarer Geruch, Rheinbach

2018

2018: Unklarer Geruch Dialyse, Rheinbach

2018: Mess 1, Hennef

2018: ABC 3, Meckenheim

2018: Chlorgasaustritt Schwimmbecken Schule, Sankt Augustin

2018: HCL, zwei 1.000-Liter-Tanks mit 31-prozentiger Salzsäure umgestürzt, Spich

2018: Weißes Pulver Postverteilzentrum, Spich

2018: Unklarer Gefahrgutaustritt ABC 3 Störfallplatte Bahnhof, Troisdorf

2019

2019: Phosphorbombe