„Feuerwehr im Gespräch“: Fit für den Einsatz – Experten zeigen Wege zu mehr körperlicher und mentaler Stärke
6. Auflage der Infoveranstaltung des Kreisfeuerwehrverbands in Wachtberg-Berkum / Podiumsdiskussion mit praktischer Mitmachaktion
Wachtberg. Zuhören allein reichte diesmal nicht: Die Veranstaltung „Feuerwehr im Gespräch“ des Kreisfeuerwehrverbands Rhein-Sieg wurde in ihrer 6. Auflage zur interaktiven Fitness-Einheit. Unter Anleitung der Sportwissenschaftlerin Nathalie Rocke bewegten die Teilnehmenden Arme und Schultern, schüttelten Beine aus und folgten einer Koordinationsübung, bei der Zeigefinger und Daumen in schnell wechselnden Bewegungen zum Einsatz kamen. „Wir trainieren nicht nur für unseren Körper, sondern auch für unseren Geist“, erklärte Rocke – ein Satz, der den Tenor des Abends vorgab.
Begrüßt wurden Rocke und die weiteren Gäste von Kreisbrandmeister Stefan Gandelau. Auf dem Podium saßen Thomas Eickmann, Leiter des Lehr- und Ausbildungszentrums (LAZ) Rhein-Sieg, der Königswinterer Feuerwehrmann und Firefighter-Combat-Challenge-Teilnehmer Stefan Fetting sowie Polizist und Fitnesstrainer Benni Pajung. Moderiert wurde die Runde von Ralf Rohrmoser-von Glasow, bekannt als Lokaljournalist und Polizeireporter.
Bevölkerungsschutz als Kernaufgabe – Grußworte von Fiévet und Christian
Vizelandrat Christoph Fiévet nutzte die Veranstaltung für sein erstes Grußwort im neuen Amt. Er betonte, wie wichtig körperliche und mentale Leistungsfähigkeit im Bevölkerungsschutz seien. „Gerade im Ernstfall müssen wir fit sein – körperlich wie geistig“, sagte Fiévet. Sein Dank galt allen Ehrenamtlichen für Engagement, Einsatzbereitschaft und die Zeit, die sie investieren.
Wachtbergs Bürgermeister Swen Christian hob die Bedeutung des Ehrenamts für seine Kommune hervor: „Wachtberg ist eine Gemeinde, die vom Ehrenamt getragen wird.“ Besonders erfreulich sei der Zulauf bei der Jugendfeuerwehr. Nach der Gründung der Kinderfeuerwehr im Vorjahr wurde 2024 bereits eine zweite Gruppe eingerichtet – ein „starkes Zeichen“ für die Zukunftsfähigkeit der Feuerwehr.
Für den musikalischen Rahmen sorgte der Musikzug Eudenbach.



Podiumsdiskussion: „Fit für‘s Feuer“ – was Einsatzkräfte brauchen
Im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion stand die Frage, wie Feuerwehrleute ihre Fitness verbessern und im Einsatz abrufen können. Thomas Eickmann zeigte sich besorgt über die körperliche Entwicklung junger Menschen und verwies auf eine deutliche Verschlechterung der Fitnesswerte unter den Schülern im Rhein-Sieg-Kreis. Regelmäßige Bewegung, so Eickmann, müsse wieder selbstverständlicher werden – einfache Formate wie die „bewegte Mittagspause“ könnten einen Anfang machen. Polizist Benni Pajung schilderte die körperlichen und mentalen Belastungen im Einsatzalltag. Feuerwehrkräfte müssten mit bis zu 20 Kilogramm Ausrüstung agieren, Entscheidungen unter Stress treffen und einen Weg finden, ihre Gesundheit langfristig zu erhalten. Alltagsbewegung, interne Challenges oder per App gesteuertes Training könnten hier viel bewirken.
Stefan Fetting berichtete aus dem sportlichen Wettbewerbsgeschehen, wo Feuerwehrleute mit voller Ausrüstung Treppenläufe und Kraftübungen absolvieren. Gleichzeitig betonte er, dass es für den Dienst gar nicht viel Equipment brauche: Schläuche rollen, Treppentraining oder kurze Zirkelübungen seien auch ohne Fitnessstudio möglich. Für Nathalie Rocke spielt die mentale Widerstandskraft eine ebenso große Rolle wie die körperliche Fitness. Die eigene Widerstandskraft müsse trainiert werden, sagte sie. Pajung ergänzte dies und verwies auf Übungen aus dem Polizeitraining, bei denen unter Belastung zusätzliche Denkaufgaben gelöst werden müssen.
Auch das Thema Ernährung wurde angesprochen. Rocke beschrieb eine einfache Orientierungshilfe: Die eigene Faust entspreche in etwa der eigenen Magengröße. Häufig scheitere gesundes Essverhalten jedoch an Bequemlichkeit. Fetting ergänzte, dass es guttue, sich bewusst Zeit für Ernährung und Bewegung zu nehmen – auch im Ehrenamt.

Zum Schluss warf die Runde einen Blick in die Zukunft. Kreisbrandmeister Gandelau betonte, dass Einsatzkräfte nicht nur fit sein müssten, sondern ihre Fitness vor allem dann abrufen können müssten, wenn es darauf ankommt. Die Anregungen der Diskutierenden könnten, so deutete er an, möglicherweise in ein zukünftiges Fitness-Event des Kreisfeuerwehrverbands münden. Von regelmäßigen Challenges über gemeinsame Trainingsziele bis hin zu einem „Fitness-Botschafter“ in jeder Einheit reichten die Ideen, die den Teamgeist stärken und die Gesundheit der Einsatzkräfte fördern sollen.
Die Veranstaltung machte deutlich: Fitness – körperlich wie mental – ist eine zentrale Säule für den Feuerwehrdienst. Und sie beginnt bei kleinen, regelmäßigen Schritten, die jede und jeder selbst gehen kann.
Fotos: Udo Schumpe
