Vorbereiten, planen, üben und vor allem mehr Zusammenhalt

Informative Podiumsdiskussion „Feuerwehr im Gespräch“ thematisiert den Einfluss des Klimawandels und sucht Lösungen für die künftige Arbeit der Feuerwehrleute.

Hennef. Bereits zum fünften Mal lud der Kreisfeuerwehrverband des Rhein-Sieg-Kreises zur Veranstaltung der Reihe „Feuerwehr im Gespräch“ am 1. September namhafte Vertreter aus Politik, Verwaltung und Behörden sowie Organisationen in die Mehrzweckhalle Meiersheide nach Hennef ein. Der Journalist und Moderator Ralf Rohrmoser-von Glasow führte durch die Gesprächsrunde und lud die Feuerwehrkräfte aus dem Rhein-Sieg-Kreis zur direkten Fragerunde ein.

Kurz und knapp stellten die Diskussionsteilnehmer ihre Fachexpertise vor. Denn: „Der Einfluss des Klimawandels auf die Arbeit der Feuerwehr“ betrifft sie alle. Allen voran konnte Dr. Karsten Brandt, Wetterexperte und bekannt als Wettermoderator bei Radio Bonn/Rhein-Sieg, seine Einschätzung des Klimawandels vortragen. Anhand von Grafiken präsentierte er Fakten aus den vergangenen Jahren sowie einige Prognosen für die Zukunft. Im Rhein-Sieg-Kreis werde es demnach bis 2060 die Temperaturen aus Venedig geben. „Da versteht man den Wandel“, so Brandt. „Gerade die Kontinente heizen sich sehr stark auf. Was das für die Feuerwehr bedeutet, haben wir ein bisschen bereits erlebt.“ Immer zwischen Mai und September vermutet der Wetterexperte, dass es künftig Einsätze geben wird, wo die Feuerwehrleute unter großen thermischen Belastungen sein werden. Er prognostizierte viele Einsätze mit Temperaturen über 40 Grad. Gerade für die Einsatzkräfte sei dies wichtig zu wissen: „Das ist wie Extremsport. Der Mensch ermüdet schneller und braucht mehr Trinkwasser.“

Gemeinsam nachbessern

Nur mit entsprechender Zusammenarbeit können die Herausforderungen gemeistert werden, betonte Stephan Schütte vom Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen – Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft. Vor allem seit 2018 dem Start der Trockenheit und dem Befall der Fichtenwälder durch den Borkenkäfer sei die Waldbrandgefahr deutlich gestiegen. Zwar seien die Fichtenstämme längst verkauft, jedoch liegen noch viele abgesägte Äste im Wald. Stephan Schütte erklärte, dass die Feuerwehren mit ihren kommunalen Strukturen sich dahingehend vom Forst unterscheiden. Er plädierte für eine vernünftige Planungsgrundlage mit ausreichend Wasserentnahmestellen im Wald. Das gute Wegenetz der Forstwirtschaft sollte, wo es notwendig ist, saniert werden. Das System für Rettungspunkte muss in manchen Kommunen nachgebessert werden. Generell sollen alle Informationen für Karten- und Alarmpläne mitsamt den Gefahrenpunkten gebündelt vorliegen. Waldbrandübungen seien auch von Bedeutung, allerdings wäre es in erster Linie wichtiger die klassischen Übungen durchzuführen, sprich mit Feuerwehrfahrzeugen durch den Wald zu fahren – tagsüber wie auch nachts. Auf die Frage aus dem Publikum nach Feuerwehrwachtürmen hatte er vor allem eine Antwort parat: „Der beste Wachturm, den wir haben, ist der Ölberg.“

Gerade hier in der Region gibt es einige Stellen, die unter besonderer Beachtung sind. Dazu liegt bereits ein Gefahrenabwehrplan für Waldbrand in Bonn vor. An diesem arbeitete Marcus Hinz, stellvertretender Leiter der Bonner Feuerwehr und Experte für Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung, mit. Der Oberbrandrat musste zugeben, dass in seiner Ausbildungszeit nicht viel zum Thema Waldbrand vorkam und auch die Feuerwehrdienstvorschrift nicht so richtig passe. Unkonventionell seien sie daher rangegangen und gerade durch den EU-Katastrophenschutz bei Waldbränden vor Ort gewesen, um in dem Thema voranzukommen. „Wir haben für uns Erkenntnisse mitgenommen, die gar nicht so sehr überraschend sind“. Schwerpunkte sind die Ausbildung, Ausrüstung und Technik, sowie die Fahrzeugtechnik. Bei der Ausbildung seien „echte Spezialitäten“ zu sehen. Zwangsläufig müsse man die Ausrüstung und Technik weiterentwickeln und die persönliche Schutzausrüstung anpassen. Als „brutal“ bezeichnete Marcus Hinz die Einsätze 2021 in Griechenland, 2022 in Frankreich und zuletzt in Portugal. Wo es im Wald schnell zur Brandgefahr führt, gibt es am Fluss die Problematik des Hochwassers.

Schnittstellen aktivieren

Die Gesprächsrunde komplettierte Dr. Dietmar Jansen, Bereichsleiter Gewässer des Erftverbandes. Er stellte klar, dass der Erftverband nicht Teil des Katastrophenschutzes ist und für einen Perspektivwandel sorgen möchte. Der Verband könnte Zuständigkeiten und Prozesse unterstützen. „In der Arbeit an den Schnittstellen steckt viel Potenzial“, sieht Jansen den systemischen Ansatz, wo jeder seine Rolle hat, da alle gebraucht werden. Gerade im Bereich der Hochwasserprognosen sieht er den Erftverband. Einen Fortschritt gab es hier bereits. Früher erfolgten Anfragen nur auf persönlicher Ebene, heute ist die Übungsteilnahme fest im Kalender eingetragen und die Schlüsselfiguren kennen sich. „Naturwasserkatastrophen sind natürliche Ereignisse und da, wo ein Fluss Platz hat, ist bisher nichts passiert.“ Er appellierte an Gesellschaft und Politik Prioritäten zu setzen. Gerade beim Thema Hochwasserschutz erledige der Verband seine Pflichtaufgaben sehr gewissenhaft. Daraus können alle lernen und anhand der Forschungsergebnisse umsetzungsfähige Lösungen finden. Vielleicht müsse dann auch ein Politiker auf den Bau einer Brücke verzichten.

Nach der Beantwortung einiger Publikumsfragen hatte die Expertenrunde noch einige Ratschläge für die Feuerwehrleute parat. Fazit bei allen war jedoch, dass es viele Möglichkeiten in der Zukunft gibt, aber es andere Einsätze werden.

„Sie haben mir aus der Seele gesprochen“ resümierte schließlich der stellvertretende Kreisbrandmeister Markus Zettelmeyer. Der wichtigste Punkt der Schnittstellen liegt ihm genauso am Herzen wie auch, dass die Bürgerschaft lernen muss sich selbst zu schützen und vorzubereiten.

Die Schirmherrschaft der Veranstaltung übernahm Sebastian Schuster. Der Landrat betonte, dass die Feuerwehr die wichtigste Stütze der Gesellschaft sei und zudem: „Es ist ein lebensgefährliches Hobby zum Wohle der Gesellschaft“. Das hätten die Ereignisse beim Unwetter Bernd und dem Brand am 18. Juni in Sankt Augustin gezeigt. Hennefs Bürgermeister Mario Dahm fügte seine Dankbarkeit und Zuversicht für die Feuerwehren hinzu: „Wir wissen, dass wir auf Sie bauen können.“

Für den musikalischen Rahmen der Veranstaltung sorgte der Musikzug der Feuerwehr Königswinter-Eudenbach.

Fotos: Udo Schumpe